Adam Somlai-Fischer ist Mitbegründer von und Principal Artist bei Prezi. Er ist ein studierter Architekt und immer daran interessiert, die kulturellen Vorzüge von Innovation zu erforschen, indem Raum, Technologie und Interaktivität miteinander verbindet.
Soziale Trends haben die Welt im Sturm erobert und auf angenehme Weise die Grenzen zwischen beruflichem und privatem Verhalten verwischt. Wenn Sie einmal darüber nachdenken, überrascht dies nicht – Menschen haben es stets sinnvoller gefunden, miteinander zu reden, anstatt einem Redner zu folgen. Und die Unmenge an Tools zum gemeinsamen Arbeiten, die in den letzten Jahren Einzug in alle Business-Bereiche gehalten hat, beweist, dass weder das Umfeld noch die Art des Publikums hier einen Unterschied macht.
Sozialisierung vs. „Konversationalisierung“
Es wurden viele Versuche unternommen, einseitige Kommunikation den Verhaltensweisen der heutzutage wenig einseitigen Zuschauer anzupassen. Marketing-Agenturen gestalten beispielsweise regelmäßig Kampagnen für Plattformen wie Facebook und ermöglichen der Allgemeinheit, diese zu teilen, Kommentare abzugeben oder sie mit “Gefällt mir“ zu versehen. TV-Netzwerke haben mit dem Gedanken gespielt, Twitter-Feeds gemeinsam mit ihren Programmen auszustrahlen. Für Unternehmen ist diese simple Vergesellschaftung einseitiger Kommunikation jedoch nicht ausreichend.
Nehmen wir doch einmal die häufigste einseitige Veranstaltungsform der Berufswelt als Beispiel: Die Konferenz. Stellen Sie sich einmal vor, der Redner befände sich auf der Bühne, während ein Twitter-Feed auf die Leinwand hinter ihm projiziert würde. Obwohl ein Einblick in die Gedanken der anderen Publikumsmitglieder während des Vortrags sowohl interessant als auch höchstwahrscheinlich unterhaltsam sein könnte, würden diese Echtzeit-Überlegungen von der Botschaft des Vortragenden ablenken, was diese Botschaft wenig effektiv machen würde. Der wahre Wert des sozialen Ansatzes einer Präsentation wird oftmals dann deutlich, wenn die Präsentation wie eine Konversation strukturiert ist und zu geführten Fragen, Einblicken und Debatten ermuntert.
Die Idee, eine Präsentation als Konversation zu strukturieren, mag auf den ersten Blick etwas widersprüchlich erscheinen. Aber alles, was dazu nötig ist, ist eine leichte Optimierung des Gedankenablaufs im Erstellungsstadium Ihres Vortrags. Anstelle davon, Ihre Kernaussagen auf einer paginierten Zeitleiste anzuordnen, versuchen Sie doch, sie auf einer einzelnen Fläche grafisch darzustellen und so den Zuschauern zu ermöglichen, Ihre Ideen in der von ihnen gewählten Reihenfolge zu erforschen. Genau wie mit Google Maps werden sie zu Anfang einen Gesamtüberblick sehen und sich dann entscheiden, wohin sie hinein- und wie nah sie heranzoomen möchten.
Wenn ein Redner sich dazu entscheidet, seine Inhalte als große, verzweigte Erzählstruktur darzustellen, lädt er sein Publikum von Anfang an zur Teilnahme an der Präsentation ein. Live-Feedback und Überlegungen können die Diskussion in ihre natürlichste Richtung lenken und zusätzlich dem Redner erlauben, Inhalte zu verschieben oder neue, für das Publikum interessante Punkte einzugliedern, bevor er zu einem bestimmten Gedankengang überleitet.
Wenn Sie die Möglichkeit hätten, in Ihr Gehirn zu schauen, würden Sie sehen, dass dies sowieso auf diese Art stattfindet – Eindrücke werden von allen möglichen Seiten aufgenommen und der Versuch, diese in die begrenzte Form einer linearen Präsentation zu quetschen, stellt eine unzulängliche Übersetzung dar. Ganz egal, ob B2B oder B2C: Eine Präsentation, die zur Teilnahme an der Entwicklung einer Idee einlädt, während diese präsentiert wird, führt letztendlich zu etwas, was für alle bedeutungsvoll ist: Eine Visualisierung, die sowohl räumlich als auch proportional aufzeigt, wie Ideen miteinander interagieren.
Seien Sie dialogorientiert – und somit relevant
Mir sind im Laufe der Zeit viele Präsentationsprofis begegnet, die sich diesen Ansatz aus einer Reihe von Gründen zu ihrem Motto gemacht haben: Sie heben Ihren Vortrag so nicht nur aus der Masse anderer Präsentationen ab und finden selbst, dass diese Präsentationsform am interessantesten aussieht, sondern sehen dies in erster Linie auch als schlichte Notwendigkeit an. Schließlich ist die Vorstellung eines passiven Publikums in einem Zeitalter, wo wir für jede von uns geteilte Meinung ein interaktives Publikum zur Verfügung haben, eine zunehmend unrealistische Erwartungshaltung. Im Besonderen, da die Aufmerksamkeitsspannen unserer Zuschauer durch das heutige Ausmaß an sofortiger Gratifikation reduziert wurden.
Eine aktuelle Studie von Microsoft hat herausgefunden, dass die menschliche Konzentrationsspanne mit einem Durschnittswert von zwölf Sekunden im Jahr 2000 auf nur acht Sekunden heutzutage gefallen ist – was größtenteils der Technologie und unserem digitalen Lebensstil zuzuschreiben ist. Dies ist jedoch bei weitem nicht das erste Anzeichen flüchtiger Kenntnisse. Eine weitere Studie aus dem Jahr 1985 rückte das Klassenzimmer in den Fokus. Schüler wurden in ihrer Fähigkeit getestet, sich Fakten aus einer 20-minütigen Präsentation ins Gedächtnis zu rufen. Sie mögen annehmen, dass sie sich am besten an das Ende der Präsentation erinnern konnten, da dies schließlich die kürzeste Zeit zurücklag – tatsächlich war aber das Gegenteil der Fall. Die Schüler erinnerten sich an viel mehr von dem, was sie zu Anfang der Lektion gehört hatten. Nach der Hälfte der Präsentation hatten die meisten von ihnen bereits abgeschaltet.
All dies soll sagen, dass unsere Aufmerksamkeitsspannen schon immer launisch gewesen sind. Die Injektion von Interaktivität in eine einseitige Veranstaltung bedeutet also, dass Sie die Aufmerksamkeit Ihres Publikums in einer Welt einfordern, in der diese grundsätzlich schwer zu gewinnen ist. Daher ist die beste Form einer Präsentation diejenige, die so strukturiert ist, dass sie zu Konversationen ermutigt und diesen entsprechend spontan angepasst werden kann. Dies ist informell, aber effektiv. Und Ideen öffentlich weiterzuentwickeln ist kein Risiko, so lange wir uns gegenseitig vertrauen.
Das Streben nach Kreativität ist das Streben nach Bedeutsamkeit
Ich kann mit voller Überzeugung sagen, dass das Entwickeln einer Idee in einem dialogorientierten, kollaborativen Umfeld – sei es als Teil einer offiziellen Präsentation oder nicht – die beste Möglichkeit ist, ihr volles Potential zu entdecken. Es gibt nichts Besseres, als Perspektiven zu vergleichen, diese zu vereinen und dabei zuzusehen, wie all dies zu etwas größerem und relevanterem heranwächst als seine einzelnen Bestandteile.
Meine Zeit als Innovator, als Lehrer und schließlich als Unternehmensgründer hat mir beigebracht, dass Eigenschaften wie Neugierde und Kreativität nicht nur auf Menschen mit einem bestimmten Charakter beschränkt sind, sondern zu den Grundeigenschaften des menschlichen Daseins gehören. Indem wir uns auf diese berufen und sie hegen, werden wir nicht nur das wahre Potential unserer Ideen entdecken, sondern auch unser eigenes. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die dialogorientierte Methode uns dabei hilft, diesen Prozess in Gang zu setzen, indem wir mit ihr dort Raum für Kreativität schaffen, wo es am meisten zählt. Letztendlich bereitet uns unsere Arbeit dann die größte Freude, wenn wir kreativ sein dürfen – und je mehr Spaß wir an unserer Arbeit haben, desto besser führen wir diese aus.
Als unsere bisher kreativste Generation hat die Generation Y die Nase vorn bezüglich dieses Übergangs. Diese Generation hat gerade erst begonnen, den Arbeitsmarkt in vollem Umfang zu erobern, was meiner Meinung nach in den nächsten Jahren dazu führen wird, dass ganze Organisationen zügig zu reaktionsschnellen Arbeitsabläufen und Technologien anstelle von reaktiven wechseln werden. Mich persönlich macht nichts glücklicher, als Teil eines Unternehmens zu sein, das diese Entwicklung unterstützt.